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Presseberichte

Markgräfler Küche – herzhaft und feurig

Im Rössle in Hertingen sitzt man "denkmalgeschützt" im 177 Jahre alten Gasthaus – und genießt.

Hoppla: Dass es so etwas noch gibt. Die alte Haustür knarzt bedächtig, als wir sie öffnen. Links geht es zur Gaststube und rechts zur Gloggestube. Das Rössle in Hertingen verdient die Bezeichnung "Historischer Landgasthof".
177 Jahre alt ist das Gasthaus, keck die grüne Vertäfelung, tief die Holzbalkendecke, kräftig der Dielenboden, denkmalgeschützt sind die handbemalten Wände und klein die Fenster. Gesegnet mit der Reife des Alters, umarmt das Rössle seine Besucher sanft.

Hier hätte der alemannische Dichterfürst Johann Peter Hebel gerne sein Viertele getrunken, als er in Hertingen als Vikar Dienst tat. Doch ganz so alt ist das Rössle nicht, auch wenn ein Hebelspruch den Giebel ziert. 1829 errichtet und heute noch nahezu unverändert, verwöhnen Cornelia und Thomas Engler ihre Gäste seit nunmehr zehn Jahren im Rössle. Nur ein paar Tische in der winzigen Gaststube schaffen eine familiäre Atmosphäre.
Mit ihrem einnehmend freundlichen Wesen passt Cornelia Engler hierher ins Rössle, als sei es ihr Elternhaus. Dabei stammt die gelernte Köchin und Hotelfachfrau aus Beatenberg im Berner Oberland. Ihren Mann Thomas hat sie - sozusagen am Kochtopf - im Hotel Alpenruh in Mürren kennengelernt.

Butterzarte Steaks und 18 Rösti-Variationen offeriert die Karte dem Gast. Apropos Steak: Selten findet man ein so zartes Steak wie bei Englers im Rössle. Mit einer gebratenen Pfefferkruste überbacken, entfacht es ein Feuer, dass der eher leichte

Markgräfler Spätburgunder Mühe hat, sich zu behaupten. Das Steak kommt aus Brasilien. "Der konstant guten Qualität wegen", so Thomas Engler, der ansonsten konsequent frische regionale Produkte in der Küche verwendet.

Ob Knoblauchschaum-Süpple, Nüsslisalat mit knusprig angebratenem Speck oder das bereits genannte Steak - bei Thomas Engler wird an Gewürzen nicht gespart, ohne dass er den Produkten ihren Eigengeschmack raubt.
Ambiente, Küche und Service passen im Rössle bestens zusammen und machen den historischen Gasthof so beliebt. "Wenn man in der Gaststube sitzen möchte, sollte man schon reservieren", empfiehlt die Wirtin, die allerdings "noch einen zweiten Saal" anbieten kann. Die Gloggestube ist ebenso winzig und ebenso gemütlich. Im Sommer darf der Gast sich auch in der schattigen Gartenwirtschaft mit ihren 30 Plätzen niederlassen.

Bevor Cornelia und Thomas Engler in Hertingen heimisch wurden, kamen sie weit herum in der Welt. Von Mürren und Wilderswil (Hotel Alpenblick) und dem Hotel Viktoria-Jungfrau in Interlaken ging es nach Lake Louise in Kanada. Mit drei Country-Wochen im November lässt das Wirtepaar bei Steaks und Spareribs die schönen Erinnerungen an die Zeit in Kanada immer wieder aufleben.

Mit einem hausgemachten Stück Linzertorte – "Die hat die Oma gebacken", lacht Cornelia Engler – beschließen wir einen angenehmen Abend im Rössle. Einen Abend, der in bester Erinnerung bleiben wird, und über den man mit den Worten Johann Peter Hebels sagen könnte: "Oh wie glücklich sass ich einst in Hertingen".

 

© Die Oberbadische - Februar 2005